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Vom Grauen, Blützenzauber und Hafenromantik

Vom Grauen, Blützenzauber und Hafenromantik

Eines wunderbaren Tages im Frühjahr verschlug es mich auf einer eigentlich bekannten Route gen Norden. Freilich endete der Rückweg in einer wahren Bruchlandung in Husum. Die Bahn hatte Labskaus und setzte mich nebst anderen Reisenden an die frische Luft. Nun gut, mit … mindestens … einer Stunde Verbleib in der Theodor-Storm-Metropole bedurfte es eines kulinarischen Tankstopps. Die Wahl fiel auf ein eher selten vorkommendes Schnellrestaurant, das durchaus einen eigenen Charme hat [Link zum Kochlöffel-Artikel]].

Nun entzückte das bahngenervte Auge des Betrachters zunächst eine pittoreske Innenstadt, die vom Charme her durchaus etwas an Lübeck oder andere Hansestädte – oder auch niederländische Perlen – erinnert. Dies war der erste Überraschungsgenuß.

Zugegeben, hatte die Sonne ihre Wirkung nicht verfehlt: Die Graue Stadt am Meer enthüllte ihr Antlitz in voller Pracht. In nunmehr staunender Bewunderung gibt sich der Verfasser nun seinem kulinarischen  Intermezzo hin. Das aufmerksame Personal hielt nicht hinter dem Berg, daß diese Häuseransammlung sehenswert sei, jedoch wäre mir empfohlen, die Schritte in Richtung Schloss zu richten. Dort empfinge den Besucher nämlich ein ganz besonderer floraler Frühlingszauber: Der Krokuspark. 

Hier entfaltet sich im Frühling eine – dem Vernehmen nach – weltberühmte Blütenpracht, die so eindrücklich sein muss, dass diese sogar per Webcam in die weiten des digitalen Äthers übertragen wird und sogar der teutonischen Ruheständler in Thailand während des Lebensabends in den Erinnerungen früherer Lebensjahre schwelgen könnte. Oder eben klimakonforme Zeit-Genossen, denen die Spritpreise für eine eigenmächtige Anreise zu teuer sind.

Ein paar Runden mag der frühlingsverzauberte Flaneur im Park drehen, doch zur genehmen Verdauung schneller Speisen konveniert salzige Seeluft deutlich mehr. Somit führt der Weg nun zum Husumer Außenhafen, wo das Wasser nicht aufgestaut, sondern im Gegensatz um Binnenhafen tidenabhängig ist. Hier beglückt Wellen- und Lichtspiel die Seele. Die Lunge spürt herbzarte Nordseeluft und den Ohren schmeichelt Möwenegschrei. 

Alles in allem entfaltet sich eine beschauliche und kontemplative Atmosphäre. Das Naheliegende ist von Weite durchdrungen. Kurzum: Eine perfekte Melange für einen unerwartet Zwischenstopp.

Sven Stemmer

Arnold Welsch

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