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Autor: Arnold Welsch

Neulich in Neufinster

Manchmal beschleicht auch den Flaneur das Gefühl, man sei in den eigenen Straßen ein ungebetener Gast. Die Häuser stehen wie eh und je, die Plätze sind bekannt – und doch liegt ein anderer Klang über der Szene, ein Ton von Fremdheit. Da erhebt sich ein leiernder Ruf, der nicht zu uns gehört – schrill, vereinnahmend, wie Tarzan, der an seiner Liane vorbeischwingt. Laut, fremd, maßlos. Da zieht man den Kragen hoch, beschleunigt den Schritt und weiß: Hier, wo ich eigentlich daheim bin, bin ich auf einmal Fremder. Und dann, ohne Vorbereitung, setzt eine andere Stimme ein. Eine Geige, ein...

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Anbiedernde Sanftmütigkeit

[ca. 2,5 min. Lesezeit] Dieser Gedanke kam dem Autor dieses Buchstabenarrangements beim Kontemplieren einer beliebigen Summe an Konterfeien von Zeit-Genossen. Es fiel auf, dass neben gezeigter Haltung und wohlfeiler Gesinnung eine gewisse „Gesichtskonstante“ bei jener Klientel vorherrscht. Für die Frauen unter jenen trifft eventuell die Zuschreibung Walküre mit antigermanischer Attitüde zu, bei den Herren der Schöpfung kommt eine betont wenig kämpferische, gewissermaßen krampfhafte Sanftmütigkeit zum Vorschein: Nicht eben als Herzenshaltung, sondern als Tugendhaftigkeit signalisierender Gestus, der Unterwürfigkeit suggerieren soll – vielleicht trifft es der Begriff „Anbiederung“ besser. Toxische Maskulinität Gewiss ist des Öfteren von toxischer Männlichkeit die Rede, welche...

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Allein unter Slawen

Sobald ein Flaneur sich in die hinterste Ecke des gegenwärtigen Mitteldeutschlands flüchtet, muss er feststellen, dass er sprachlich und kulturell durchaus an Grenzen kommt. In diesem Fall hat ein zweisprachiges Bahnhofsschild auf dem Weg von Dresden nach Görlitz das Augenmerk erregt. Die Stadt Bautzen liegt auf halber Strecke zwischen Elbe und Neiße. Bekannt ist Bautzen nicht nur durch seinen gleichnamigen Senf, der im übrigen vorzüglichst mit herzhaften Speisen zusammengeht. Vielmehr kennt ein Geschichtskundiger den Namen der Stadt in Verbindung mit dem Stasi – nun… – Genesungswerk Bautzen. Etwas unerwartet schlängelt sich die Spree durch das Städtchen, welche sich Flugs...

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Aus Tradition modern: Brunsbüttel hat den Kanal voll

+Ein Flaneur sollte von Zeit zu Zeit seinen Alltagstrott durchbrechen. Erst ruft die Muße, dann küßt ihn die Muse. Eine solche Alltagsflucht aus seiner tugendhaft-preußischen Disziplin führt ihn dorthin, wo Tradition modern ist, wenn sie nicht eh als zeitlos gelten darf: Nach Brunsbüttel am Ende des Nord-Ostsee-Kanals. Damit diese Reise ans Ende der Welt (zumindest aus Sicht eines Hamburgers, dessen Horizont mit dem Ende der Elbe aufhört) in überschaubarer Zeit zu bewältigen ist, haben weitsichtige Menschen eine Bahnverbindung in Itzehoe mit einem Schnellbus vertaktet. Auf diesem Wege kann der Mensch jede Art von Transportmittel zu Wasser und zu Land,...

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Was ist das denn für eine Sauerei? … platonisch …

In unseren Zeiten halten Beziehung fast schon traditionell nicht lange. In unserem Falle geht es weniger um eine Ehe oder sonstwie amourös veranlagte Liaison, wenngleich hier von einer tiefgreifenden Freundschaft gesprochen werden darf. Doch dazu später mehr. Klingt das langweilig? Ist es auch. Fast. Entstanden ist diese langjährige Beziehung dem Vernehmen nach durch ein gebrochenes Bein. Doch von vorne. Die Rede ist hier von Mario Girotti und Carlo Pedersoli, zwei Italiener, davon der erste mit teils sächsischen Wurzeln – unübersehbar durch die weltberühmten stahlblauen Augen und den blonden Haarschopf, zumindest in jüngeren Jahren. Seit 2022 besitzt er nun auch...

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Sven Stemmer

Arnold Welsch

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