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Autor: Sven Stemmer

Mehr intellektuelle Redlichkeit!

[Lesezeit ca. 3 min.] Es ist nicht so, dass wir dem lippischen akademischen ring allzuviel Bedeutung beimessen, wenn wir doch hoffen, diese eines Tages zu erreichen. Dennoch haben auch wir mit Bestürzung zur Kenntnis nehmen müssen, dass und in welcher Weise sich die Leopoldina im Vorfeld zum nun umgesetzten Lockdown geäußert hat. Von der familiären Verbindung der gegenwärtigen Kanzlerin in diese Organisation einmal abgesehen – was sich ein wenig anrüchig ausnimmt – sind wir entsetzt, wie eine so bedeutende Instanz mit drei fahrlässigen Seiten die gesamte Wissenschaft zur Gebrauchsdirne der Politik degradiert. Wir wünschen und bitten inständig, dass die...

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Mein Leben sei ein Fest der Belanglosigkeit

[Lesezeit ca. 6 min.] Neulich stolperte ich in einem Interview über den Satz, der Interviewte würde unter anderen Umständen vielleicht ein ganz belangloses Leben führen. Belanglos war hier abwertend als ‚unerheblich‘, ‚unwichtig‘ oder ‚überflüssig‘ zu verstehen. Und ungeachtet der Großspurigkeit hinter dieser Bemerkung, kam sie mir im Augenblick ganz falsch vor. Ich hatte das deutliche Gefühl, dass Belanglosigkeit durchaus sehr wünschenswert sei, was aber gleichzeitig eine Begründung verlangte. Was bedeutet es, wenn etwas ‚von Belang‘ oder eben ‚belanglos‘ ist? Das ursprüngliche ‚belangen‘ das unter anderem ‚ergreifen‘ und sich ‚sehnen nach‘ meinte, ist heute auf die Bedeutung ‚bestrafen‘ oder ‚zur Verantwortung ziehen‘ zusammengeschrumpft. Ein ‚Belang‘ ist aber noch immer ein ‚Interesse‘ und verwand mit dem englischen ‚belong‘, was man mit ‚angehören‘ übersetzen kann. Interessen und Sehnsüchte gehören so eindeutig zu einer Person, dass man sich ein recht gutes Bild von ihr machen kann, wenn man nur diese kennt. Freilich kann man auch die Auffassung vertreten, dass die Person ihren Sehnsüchten gehört. Dann sind es tatsächlich so etwas wie Süchte. Leidenschaften, denen man folgt, auch wenn sie Leiden schaffen. Der Buddhismus vertritt bekanntlich die These, dass man die Glückseligkeit erlangt, wenn man diese Leidenschaften aufgibt. Allerdings war mit der Rede von der ‚Belanglosigkeit‘ wahrscheinlich nicht das exotische und selbstgenügsame Leben eines buddhistischen Mönchs gemeint. Und das Gegenbild sollten vermutlich auch nicht die Leidenschaften einer dandyistischen Existenz sein. Nein, hier ging es...

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Sven Stemmer

Arnold Welsch

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